Die jüdische Gemeinde Gattendorf
Kultusgemeinde ohne Rabbiner


2. „Schlossberg’sche Judenhof
3. Standort der abgerissenen Synagoge (zum Video)
4. Gutspächter Munk
5. Volksschule mit gusseisernen Säulen der Synagoge im Foyer
6. Standort des jüdischen Gemeindehauses
7. Wohnadresse der Familie von Hugo Justiz
8. Wohnadresse der Familie von Geza Justiz
9. Jüdischer Friedhof (zum Video)
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Die früheste urkundliche Erwähnung von Juden aus Gattendorf findet
sich in der Händlerliste der Leipziger Messe von 1726. David Abraham
und Abraham Jakob aus „Kottendorf“ scheinen in dieser Liste
auf. Die Ortsbezeichnung „Kot(t)endorf“ und auch „Kat(t)endorf“
wurde in mehreren Schreiben im Archiv der Gattendorfer Judengemeinde gefunden.
Die zweite Erwähnung ist aus der Judenkonskription des Jahres 1727
bekannt. Darin werden sechs jüdische Familienoberhäupter genannt.
Die Konskription des Jahres 1735 zählt acht jüdische Familien
mit insgesamt 37 Personen. Drei Familien wohnten im Meierhof der Familie
Schloßberg, auch „Schloßberg’scher Judenhof“
genannt. Die anderen Familien lebten verstreut im Ort. Im Jahr 1770 wurden
bereits 111 Juden und Jüdinnen gezählt. Der Großteil wohnte
zu dieser Zeit im Schloßberg’schen Judenhof der zum zentralen
Wohnbezirk der Gattendorfer Juden und Jüdinnen wurde. Der demographische
Höchststand jüdischer EinwohnerInnen wurde im Jahr 1857 mit 206
Personen angegeben, danach nahm die Zahl der jüdischen Bevölkerung
kontinuierlich ab.
Für die Errichtung eines Friedhofes wurde im Jahr 1739 ein Pachtvertrag
abgeschlossen. Der Friedhof befindet sich am Ortsende Richtung Zurndorf.
Aus einer Zinseinnahme des Jahres 1754 geht hervor, dass in einem Gebäude
des Schloßberg’schen Judenhofes eine Synagoge bzw. Bethaus eingerichtet
war. Auf Grund der wachsenden Zahl von Gemeindemitgliedern und der Bauschäden
am bestehenden Synagogengebäude, plante man einen Neubau der Synagoge,
der 1862 fertiggestellt wurde. Gattendorf hatte eine Synagoge, einen Friedhof
und eine Mikwe, man konnte sich jedoch keinen eigenen Rabbiner leisten.
Betreut wurde die Gattendorfer Kultusgemeinde daher vom Rabbiner aus Kittsee,
ohne jedoch Filialgemeinde dieser zu sein.
In der Zwischenkriegszeit waren unter den jüdischen Familien Viehhändler,
Getreidehänd-ler, die Familie des Schächters, ein Gemischtwarenhändler
sowie ein Gutspächter. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten
wurde das Gemischtwarengeschäft geplündert, das Eigentum des Gutspächters
beschlagnahmt und sein Hausrat in Gattendorf verschenkt.
Zum Zeitpunkt der Vertreibung 1938 lebten 22 Personen jüdischen Glaubens
in Gattendorf. In den zur Kultusgemeinde von Gattendorf zählenden Nachbarorten
Jois, Zurndorf, Pama südlich der Hauptstraße, Neudorf, Potzneusiedl,
Parndorf und Nickelsdorf wohnten 1938 insgesamt 90 Gemeindemitglieder. 12
der Gattendorfer Juden und Jüdinnen konnten ins Ausland flüchten,
9 wurden 1942 in Konzentrationslager deportiert wo sie verstarben, einer
verstarb auf seiner Flucht in Wien.