1. Überblick jüdisches Leben in Rechnitz (Gedenkweg Station 1)
2. Jüdische Persönlichkeiten von Rechnitz (Gedenkweg Station 2)
3. Schloss und Familie Batthyány (Gedenkweg Station 3)
4. Opfer des Nationalsozialismus (Gedenkweg Station 4)
5. Haus der Familie Blau (Gedenkweg Station 5)
6. Gedenktafel und Standort der Synagoge (Gedenkweg Station 6, zum Video)
7. Jüdische Schule (Gedenkweg Station 7)
8. Zentrum der Betriebe jüdischer Familien (Gedenkweg Station 8)
9. Jüdisches Wohnviertel mit Kleingewerbe (Gedenkweg Station 9)
10. Jüdischer Friedhof (Gedenkweg Station 10, zum Video)
11. Gedenkstätte Kreuzstadl
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Die bedeutendste und größte der Judengemeinden im heutigen Südburgenland
war Rechnitz. Zur Gründung einer jüdischen Gemeinde in Rechnitz kam es in
der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts unter der Herrschaft der Familie
Batthyány. Die Rechnitzer Jüdinnen und Juden dürften zumindest teilweise
sephardischer, also spanischer Herkunft gewesen sein. Um 1850 erreichte
die jüdische Gemeinde Rechnitz mit 850 Mitgliedern ihren Höchststand. Im
Zuge der Industrialisierung wanderten viele Rechnitzer Jüdinnen und Juden
nach Budapest, Szombathely, Wien oder nach Übersee ab. 1938 lebten hier
noch 125 RechnitzerInnen jüdischen Glaubens.
Schon wenige Tage nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im März
1938 wurden die Unternehmen jüdischer BesitzerInnen beschlagnahmt, die jüdischen
EinwohnerInnen vertrieben. Einigen gelang von Wien aus die Flucht nach Palästina,
China oder nach Übersee. Jene, denen eine Ausreise nicht gelang, wurden
in Konzentrationslager deportiert und ermordet. 43 in Rechnitz verbliebene
Jüdinnen und Juden wurden im April 1938 an die jugoslawische Grenze gebracht
und nach dem Einmarsch Hitlers in Jugoslawien ermordet. Eine Familie kehrte
nach 1945 in den Ort zurück. Nur der Friedhof, eine Gedenktafel am umgebauten
Gebäude der ehemaligen Synagoge und ein Erinnerungsweg zeugen vom ehemaligen
jüdischen Leben in Rechnitz.
Kurze Beschreibung des Rundganges
Im Jahr 2015 wurde in Rechnitz ein Erinnerungsweg mit 10 Schautafeln eröffnet.
Der Erinnerungsweg beginnt am Hauptplatz mit einem Überblick zum jüdischen
Leben in Rechnitz (Station 1) und zu jüdische Persönlichkeiten von Rechnitz
(Station 2). Am Hauptplatz findet man zudem Informationen zum nach 1945
abgetragenen Schloss und zur Familie Batthyány (Station 3) und über die
Opfer des Nationalsozialismus (Station 4). Von da geht man Richtung Badergasse,
zum Haus der Familie Blau (Station 5). Überlebende Angehörige dieser Familien
waren die einzigen, die nach 1945 nach Rechnitz zurückkehrten. In der Biegung
der Badergasse findet sich die Gedenktafel in Erinnerung an die Synagoge.
Sie befand sich im hinteren Teil des Grundstückes. In der NS-Zeit für unterschiedliche
Zwecke missbraucht, wurde sie zwischen 1945 und 1997 als Feuerwehrhaus genutzt.
Die Keller- und Erdgeschoßmauern der Synagoge bilden einen Bauteil des heutigen
Gebäudes (Station 6). Ein paar Schritte weiter stand die jüdische Schule
(Station 7). Bis 1974 war das Gebäude öffentliche Volksschule, danach Teil
des Bauhofes der Gemeinde. 2005 wurde das Gebäude zur Gänze abgetragen.
Zurück zur Herrengasse gelangt man nun zum ehemaligen Zentrum der Handels-
und Gewerbebetriebe jüdischer Familien (Station 8). Hier und in der nächsten
Quergasse, der heute noch so benannten Judengasse, lag das Wohnviertel mit
kleinen Gewerbe- und Handelsbetrieben (Station 9). Von hier sind es noch
etwa 400 m bis zum jüdischen Friedhof (Station 10). Die Gedenkstätte Kreuzstadl
liegt vom Hauptplatz etwa 1,2 km in südlicher Richtung auf der Bundesstraße
Richtung Schachendorf. Ein Interview mit dem aus Kőszeg stammenden Hans
Deutsch, der als Zwangsarbeiter am Südostwallbau arbeiten musste und
mit einem Todesmarsch über Schachendorf ins Konzentrationslager Gunskirchen
gelangte ist am Videokanal "Vertrieben" zu sehen.
Webseite Erinnerungsweg: www.gedenkweg.at
Entlehnung des Schlüssels zum jüdischen Friedhof: Siehe Informationstafel
am Eingangstor oder im Gemeindeamt
Webseite Gedenkstätte: www.refugius.at
Die Gedenkstätte Kreuzstadl ist ganzjährig zu besichtigen
Videokanal „Vertrieben“: Hans Deutsch
Die Gedenkstätte Kreuzstadl bei Rechnitz
Kurz vor Kriegsende, im März 1945, wurden 200 ungarische jüdische Zwangsarbeiter
in der Nähe des Kreuzstadls, außerhalb des Ortsgebietes von Rechnitz, ermordet.
Die Ruine des Kreuzstadls wurde zu einer symbolischen Gedenkstätte für ein
grauenvolles Verbrechen und für die Verdrängung nach Kriegsende.
Die Gedenkstätte Kreuzstadl erinnert nicht nur an die in seiner Nähe ermordeten
ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter, sondern steht auch stellvertretend für
eine überregionale Gedenkkultur. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass
in vielen größeren und kleineren Orten entlang der Grenze, teils auch auf
ungarischem Gebiet, Menschen bei Schanzarbeiten für den Südostwall oder
auf den sogenannten Todesmärschen ermordet worden sind.
A-7471 Rechnitz, B56 Geschriebensteinstraße (gegenüber
Billa)
Öffnungszeiten des Museums: ganzjährig und jederzeit frei zugänglich
Webseite: www.refugius.at
Persönliche Führungen auf Anfrage: info@refugius.at
Die Gedenkinitiative RE.F.U.G.I.U.S. (Rechnitz)
Der Verein RE.F.U.G.I.U.S. – Rechnitzer Flüchtlings- und Gedenkinitiative
– sorgte in 20-jähriger Arbeit dafür, dass der Kreuzstadl heute eine Gedenkstätte
für die in der Nähe des Gebäudes erschossenen ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter
ist, und darüber hinaus für die vielen Menschen, die entlang der burgenländischen
Grenze, auch auf ungarischem Gebiet ermordet wurden. Am 25. März 2012 konnte
das Mahnmal um einen Informations- und Dokumentationsbereich erweitert und
zum Ort der Vermittlung ausgestaltet werden.
[1] Lang, Alfred / Tobler, Barbara / Tschögl, Gert (Hg.):
Vertrieben. Erinnerungen burgenländischer Juden und Jüdinnen. Wien
2004.
[2] Polster, Gert: Die Entwicklung der israelitischen Kultusgemeinden Güssing,
Rechnitz und Stadtschlaining in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts [2010].
Artikel im
Internet
[3] Temmel, Johann: Die jüdische Gemeinde in Rechnitz. In: Gombos, Georg/Gruber,
Christiane/ Teuschler, Christine (Hg.): „und da sind sie auf einmal
dagewesen“. Oberwart 1992, S. 68-107.
Alle Interviews: Drin. Christine Teuschler und Maga. Eva Schwarzmayer, 2020.
Kamera und Ton: Justin Ramon Kodnar
Schnitt: Justin Ramon Kodnar, Michael Schreiber
Website Gestaltung und Betreuung: Gert Tschögl
Die Videos wurden von der Burgenländischen Forschungsgesellschaft im Rahmen der Europäischen Tage der Jüdischen Kultur 2020 produziert.
Medienkooperation:
noviglas.online | Hrvatski akademski klub – HAK – Kroatischer akademischer Klub
In Kooperation mit: Verein RE.F.U.G.I.U.S. und
gedenkweg.at